Die Bremer Tageszeitungen haben am 27. April im Sportteil eine neue Serie über Großvereine mit TURA Bremen gestartet.
Genesung dank Gesundheitssport
BREMEN. Der Beginn der Neuzeit liegt inzwischen rund zehneinhalb Jahre zurück. „Mit der Einweihung des neuen Vereinszentrums begann bei Tura eine ganz neue Ära“, sagt Ekkehard Lentz, der zweite Vorsitzende. Seither ist der größte Verein im Bremer Westen kontinuierlich gewachsen auf derzeit rund 2550 Mitglieder. Und seither hat er sein Gesicht und sein Angebot modernisiert. Tura Bremen, in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts vor allem als Heimat von Fußballern, Boxern oder Leichtathleten bekannt, hat sich mit Erfolg der Gesundheitsvor- und -nachsorge verschrieben. Von A wie Aerofit bis Y wie Yoga – es gibt kaum etwas in diesem Bereich, das es bei Tura Bremen nicht gibt. Die „Gesundheits-Werkstatt“, wie es Tura selbst nennt, hilft mit Qigong ebenso wie mit Pilates, kümmert sich um Schlaganfallpatienten ebenso wie um Rücken-Geschädigte. Und die Kranken-Versicherungen sind gerne mit ins Boot gestiegen. Viele im Bremer Westen werden sich erinnern: Auf der Bezirkssportanlage in Gröpelingen spielt Tura zwar seit jeher Fußball, doch das Vereinszentrum lag jahrzehntelang etliche Kilometer entfernt, gegenüber der AG Weser in der Stapelfeldstraße. So etwas bringt Probleme, die Mitgliederzahlen waren rückläufig. Zentralisierung hieß das Stichwort, Vorsitzender Peter Sakuth – auch einige Jahre Bremens Innensenator und heute Ehrenpräsident – setzte sich an die Spitze der Modernisierungsbewegung. Im Oktober 1996 war es soweit: Für knapp eine halbe Million Mark entstand in der Lissaer Straße das Vereinszentrum, im vergangenen Jahr wurde noch einmal kräftig nachgebessert und ausgebaut. „Wir haben die große Halle geteilt, außerdem entstand das Studio“, erzählt Sabine Braun, die vieles macht bei Tura. Die 51-Jährige ist verantwortlich für alles, was sich unter dem Begriff Gesundheitssport zusammenfassen lässt, sie ist Übungsleiterin und auch Geschäftsstellen-Angestellte. Insgesamt, gibt Ekkehard Lentz zu, wurde im zurückliegenden Jahrzehnt eine knappe Million verbaut. Doch es hat sich ausgezahlt. „Wir haben Mitglieder zwischen einem und 86 Jahren“, sagt Lentz, der „Turn- und Rasensportverein Bremen“, so der komplette Name, führt auf seiner Homepage (http://www.tura-bremen.de) inzwischen 23 Abteilungsleiter auf. Vergrößerung nicht ausgeschlossen. So gibt es zaghafte Versuche, den Boxsport wieder heimisch zu machen im Verein, es würde gut zu den Kampfsportarten Taekwondo, Judo und Karate passen. Vor allem im Taekwondo gibt Tura seit Jahrzehnten in Bremen den Ton an, der Name des Motors und Trainers Roland Klein steht für zahlreiche nationale und internationale Titel. Derzeit ist man besonders auf die aktuelle Vizeweltmeisterin Imke Turner stolz. Doch beim Aufbruch zu neuen Ufern hat man die Traditionen nicht über Bord geworden. Der traditionsreiche Tura-Spielmannszug, der sich heute Spielleute-Orchester nennt, lässt immer wieder aufhorchen. Der Fußball rollt nach wie vor, ganz oben bei den Herren in der Verbandsliga, weitaus häufiger in der Jugend: Tura hat dem Bremer Fußball-Verband drei Herren-, drei Senioren- und 27 Jugendteams gemeldet – Beleg dafür, dass der über 100 Jahre alte Club ein im Kern junger Verein ist. „Wir haben über 1000 Jugendliche“, erzählt Sabine Braun. Die wollen betreut und ausgebildet werden, dafür steht die stolze Zahl von rund 150 Übungsleitern zur Verfügung. Es gibt kaum eine Sportart, die Tura nicht anbietet, auch die Außenstelle an der Lesum funktioniert zur allgemeinen Zufriedenheit: Dort haben Turas 320 Kanuten ihr Domizil, mit schmuckem Bootshaus und Anleger. Doch wer viel unternimmt, muss gelegentlich Rückschläge hinnehmen: Bei Tura scheiterte der Versuch, auch Ausländerinnen für den Vereinssport zu gewinnen. Zwar sind 15 Prozent der Mitglieder Migranten, was nicht weiter verwundert in einem Stadtteil, in dem der Ausländeranteil bei 30 Prozent liegt. Doch alle Bemühungen, auch den vorwiegend muslimischen Frauen ein Sportangebot zu unterbreiten, fruchteten nicht. „Sie sind erst einmal gekommen. Doch dann blieben sie schnell wieder weg“, erzählt Sabine Braun. Die Angst, womöglich von männlichen Augen beim Sport beobachtet zu werden, war offensichtlich zu groß.