
Seit gut einem Jahr gibt es ein neues Gesicht bei Gröpelingen Marketing: Aysenur Otur, 26, studierte Medien- und Kommunikationswissenschaftlerin. Neben ihrer Arbeit im Stadtteil absolviert sie noch ein Studium zur Stadtmanagerin und schildert, warum Türkisch manchmal konkreter ist als Deutsch.
Sie arbeiten seit einiger Zeit für Gröpelingen Marketing? Wie gefällt es Ihnen?
Ich habe im Dezember 2018 mit meinem Volontariat bei Gröpelingen Marketing angefangen und mir gefällt´s total gut. Man hat viel Abwechslung und viel mit den Menschen in unserem Stadtteil zu tun. Ich sage „unser“ Stadtteil, weil – seitdem ich hier arbeite – ist es schnell „mein“ Stadtteil geworden.
Was haben Sie vorher gemacht?
Ich habe in Bremen studiert, Medien- und Kommunikationswissenschaften mit Abschluss Bachelor. Dazu verschiedene Praktika gemacht. In München war ich bei einer Fernsehproduktion hinter der Kamera. Wir drehten die Reihe „Zeit für Helden“. Darin geht es um Zivilcourage, wie reagieren Menschen auf Situationen, wo andere Menschen benachteiligt werden. Diese Erfahrungen waren sehr interessant.
Wie würden Sie einem Kollegen aus München, der Bremen nicht kennt, Gröpelingen beschreiben?
München ist zwar auch eine Großstadt, unterscheidet sich aber stark im Lebensstil. Ich würde Gröpelingen als einen Stadtteil beschreiben, der sehr multikulturell geprägt ist. Es leben hier unterschiedliche Nationalitäten und ganz unterschiedliche Menschen, die aber gut miteinander klar kommen. Außerdem ist immer viel los. Also, in Gröpelingen ist einem nie langweilig, aber es ist ein friedlicher Ort.
Was würden Sie verbessern?
Ich würde mir noch mehr Spielplätze für Kinder wünschen. Hier leben so viele Kinder, die brauchen einfach Plätze, wo sie sich austoben können.
An welchen Projekten arbeiten Sie?
Bis Juli hab ich mich hauptsächlich mit dem Gröpelinger Sommer befasst, organisierte das Bühnenprogramm und das Booking. Ich bin auch zuständig für die kleinen und mittelständischen Unternehmer im Stadtteil. Wir planen eine wöchentliche Sprechstunde für Neugründer und Unternehmer. Da werde ich auch eine Sprechstunde für türkischsprachige Menschen anbieten. Und schließlich betreue ich zusammen mit Kultur vor Ort und Digital Impact Lab die Workshop-Reihe „Digitale Werkstatt“, wo wir alle sechs Monate drei digitale Themen behandeln.
Ist Ihnen die Welt kleiner und mittelständischer Unternehmen aus eigener Erfahrung bekannt?
Sehr gut sogar. Mein Onkel besitzt einen Obst- und Gemüseladen in Bremen-Nord, so wie es auch hier viele Läden gibt. Ich habe ihm da schon manches Mal geholfen. Ich weiß, welche Hürden auf Unternehmer zukommen, wenn die sprachliche Kompetenz fehlt. Da kann ich mich gut hinein versetzen und aufzeigen, was es zu beachten gibt.
Da hilft Ihnen Ihre Mehrsprachigkeit sicherlich?
Ja klar. Manchmal ist es leichter, wenn man Dinge auf Türkisch benennt. Oft sind es nur einzelne Worte, aber das ist konkreter. Meine Familie lebt bereits in dritter Generation in Bremen-Nord. Mein Großvater kam 1972 als Gastarbeiter nach Deutschland. Er hat beim Bremer Vulkan gearbeitet. Er hat immer hart gearbeitet, aber gleichzeitig in die Bildung seiner Kinder investiert. Beide Töchter haben studiert. Dies hat meine Mutter an mich weiter gegeben, obwohl sie insgeheim gehofft hat, dass ich Ärztin werde und nicht in den kreativen Bereich gehe.
Neben ihrer Arbeit bei Gröpelingen Marketing machen Sie noch eine Ausbildung zur Stadtmanagerin?
Das ist ein berufsbegleitendes Weiterbildungsstudium zum City-, Stadt- und Regionalmanager und Teil meines Volontariats. Die Seminare verteilen sich auf verschiedene Städte. Ich erhoffe mir dadurch neue Impulse, auch für unsere Arbeit im Stadtteil.
Welcher Teil der Ausbildung gefällt Ihnen am besten?
Ich kann selbständig an Projekten arbeiten und eigene Ideen einbringen. Wenn sich Stolpersteine ergeben, habe ich gleichzeitig die Möglichkeit, Rücksprache zu halten und weiß, dass ein Super-Team hinter mir steht.
Was ist wichtig für den Erfolg von Stadtmarketing?
Für mich ist das Wichtigste mit Herz und Seele an die Sache heranzugehen. Natürlich läuft nicht alles immer rund, aber wenn man die negativen Seiten ins Positive wandeln möchte, muss man mit Herz und Seele dabei sein. Die Kommunikation und Kooperation mit verschiedensten Akteuren ist ein Teil unserer Arbeit und wichtig für den Erfolg.
Kaffee oder Tee? Tee, weil es verschiedene Varianten gibt.
Fahrrad oder Straßenbahn? Ich wohne in St. Magnus und die Anbindung ist leider sehr schlecht. Ich brauche eine Stunde bis Gröpelingen und muss zwei Mal umsteigen. Deswegen möchte ich in Zukunft mit dem Auto herkommen, um dann hoffentlich Zeit zu sparen.
Fladenbrot oder Croissant? Für mich ist das keine Alternative. Ich mag Fladenbrot zur Suppe und Croissant zum Frühstück, am liebsten mit Nutella.
Turnschuh oder Absätze? Turnschuhe, weil´s bequemer ist.
Kino oder Netflix? Eher Netflix.
Urlaub in den Bergen oder am Strand? Urlaub am Meer, aber ich bin da nicht festgelegt, ich lerne gerne neue Orte kennen.
Das Interview führte Eva Determann.