Es war ein großartiger Moment, als Punkt 17 Uhr zu den Klängen der Orgelsymphonie V von Charles-Marie Widor (1844-1937) die Türen der Kulturkirche St. Stephani geöffnet wurden und über 250 Besucher zum Berg strömten, den Kultur Vor Ort dort bis Mitte November ausstellt. Vor den staunenden Gästen erhobt sich das fast acht Meter hohe Kunstobjekt aus Gröpelingen, an dem 130 Kinder und Jugendliche aus dem Stadtteil über zehn Monate gearbeitet hatten.
Im Namen des Bremer Fonds, der das Projekt seit Januar fördert, bedankte sich Dr. Hans-Herwig Geyer bei den jungen Künstlern und unterstrich die Bedeutung des Kunstprojektes für gelingende Bildungsbiographien. Gerade in Stadtteilen wie Gröpelingen müssten junge Leute intensiv gefördert werden, damit ihre Chancen wachsen, eine gute Ausbildung zu erlangen. Die Arbeit von Kultur Vor Ort zeige, dass Kinder und Jugendliche voller Energie und guter Ideen seien, wenn man sie unterstütze.
Der Direktor des Gerhard-Marcks-Hauses, Dr. Arie Hartog, lobte den Witz und die reiche Formensprache der Objekte. Der Berg mache einfach gute Laune, auch wenn er sich eher ernsten Themen wie Armut, Klimawandel, Tierquälerei oder Umweltverschmutzung widme. Die jungen Leute zeigten eindrucksvoll, das sie politisch denkende und engagierte Menschen seien. Aber – so Hartog – damit Berge versetzt werden könnten, müssten die jungen Leute nicht nur ihre Fähigkeiten entwickeln und zeigen, sondern auch mit Respekt und Aufmerksamkeit wahrgenommen werden. Mit dem beeindruckenden BERG hätten die jungen Künstler unübersehbar ein Zeichen für Bremen gesetzt.
Mit einem Rundgang um den Berg, begleitet vom Düsseldorfer Musiker Bernd Liffers, stellten Kinder und Jugendliche aus den Projekten gemeinsam mit dem künstlerischen Team von Kultur Vor Ort einzelne Arbeiten vor. Die Bildhauerin Anja Fußbach stellte dabei das Konzept des BERGES vor. Auf dem Berg sei durch die Kombination vieler einzelner Objekte nicht nur mit musealen Sehgewohnheiten gebrochen, sondern auch ein neuer thematischer und ästhetischer Kontext entstanden. Sichtachsen und Querbezüge gäben dem BERG seinen besonderen Reiz und es gäbe immer wieder neues zu entdecken.
Am Ende war es dann endlich so weit: Unter dem Beifall der fast 300 Gäste versetzten die Kinder und Jugendlichen gemeinsam mit viel Schwung den gewaltigen Berg und schoben ihn durchs Querschiff der Kulturkirche.
Das Kunstobjekt ist noch bis zum 12. November in der Kulturkirche St. Stephani zu sehen.
Öffnungszeiten
Di – So, 11 bis 18 Uhr
Führungen für Schulen und Gruppen mit Anmeldung, T. 0421-6197727
http://www.kultur-vor-ort.com
Foto: Bremer Fonds
weitere Termine am Bergesrand:
Donnerstag, 29. Oktober, 19 Uhr
Vorstadt unter der Vierung.
Über das Projekt „Berge versetzen“.
Filme, Bilder, Diskussionen
Mit Frank Bertoldi und Dr. Lutz Liffers (neue-passagen: stadt.kultur.entwicklung)
Wie kommt ein Gröpelinger Kunstprojekt in die Kulturkirche? Welche sozialen, kulturellen und künstlerischen Fragen wirft diese Begegnung auf? Mit Bildern und Filmsequenzen wird das Projekt vorgestellt und die sozialen und künstlerischen Hintergründe diskutiert.
An diesem Abend wird erstmals der Dokumentarfilm von Frank Bertoldi zur Entstehung des BERGES gezeigt.
Sonntag, 1. November, 11.30 Uhr
kriechen, krabbeln, fliegen
Insektenkunde für Kinder mit Inox Kapell
Diese Matinee widmet sich ausschließlich den phantastischen Insekten auf dem Berg, die in den Sommerworkshops in Gröpelingen von Kindern und Jugendlichen mit viel Hingabe, Kreativität und abgründigem Humor gebaut wurden. Der Berliner Künstler Inox Kapell wird gemeinsam mit Kindern die spannende Welt der Insekten erkunden: Wozu sind Insekten gut? Wann sind sie aktiv? Wie geht man mit einem Stich um? Wer sagt, dass das Leben eines Insektes nicht wunderbar ist? Insekten leben in einer anderen Dimension und wir Menschen können von ihnen viel lernen!
Inox Kapell versteht sich als Botschafter zwischen Insekt und Mensch und baut in Berlin-Neukölln ein Insekteum zur faszinierenden und inspirierenden Welt der Insekten auf.