
Die Schülerinnen und Schüler der Privatschule Mentor freuen sich gemeinsam mit ihrer Lehrerin Andrea Kopp, Leiterin Sekundarstufe I, über die gelungene Bilderausstellung in der Stadtbibliothek West. Bild: Hoenig/Sozialwerk der Freien Christengemeinde
In Zusammenarbeit mit der Berliner Künstlerin Beate Maria Wörz, dem Gerhard-Marcks-Haus und Kultur vor Ort e.V. koordinierte Andrea Kopp, Leiterin der Sek. I an der Privatschule Mentor, die Ausstellung „Mit anderen Augen – Steig mal aus“ in der Stadtbibliothek Gröpelingen. 15 Schüler nahmen an dem Projekt teil und fotografierten Ungewöhnliches und Anrührendes zum Thema „Heimat“ entlang der Straßenbahnlinien Zwei und Drei.
„Zu Hause ist, wo ich die Augen zumachen kann und immer weiß, wo ich bin“ ertönt eine zarte Kinderstimme aus einem der Kopfhörer in der Stadtbibliothek West in Gröpelingen. Der Hörer gehört zur Hör-Installation der Berliner Künstlerin Eva Maria Wörz, die über 200 Gäste der Straßenbahnlinien Zwei und Drei zum Thema „Heimat“ befragte und ergründen wollte, was dieser Begriff für jeden Einzelnen bedeutet. Die Tonmitschnitte spiegeln viele unterschiedliche Blickwinkel von Fahrgästen wider: Befremdliches als auch Vertrautes, was wir mit dem Begriff „Heimat“ verbinden.
„Als ich von dieser Aktion hörte, war ich begeistert und dachte mir, das wäre eine auch tolle Idee für ein Schulprojekt“, erinnert sich Andrea Kopp von der Privatschule Mentor. „Ich fand die Vorstellung reizvoll, dieses Thema visuell abzubilden und eine Ausstellung davon zu machen“. Kaum zu Ende gedacht, ist die Idee einer Fotoserie nicht nur geboren, sondern bereits beschlossene Sache. Die Berliner Künstlerin Wörz sowie Dorothea Dentler vom Verein „Kultur vor Ort“ hören von Andrea Kopps Gedanken und sind Feuer und Flamme, das Thema fotografisch auszuweiten.
Kurze Zeit später, genauer gesagt, drei Tage vor den Sommerferien, steigen 15 Schüler in die Straßenbahnlinien Zwei und Drei, Richtung Weserwehr und Sebaldsbrück, und sehen sich ihre heimatliche Umgebung „mit anderen Augen“ an. Ihre Fotografien sprechen Bände. So zeigt ein Bild einen nachdenklich blickenden Afrikaner vor seinem pittoresk bunten Ladenlokal im „Viertel“ Bremens. „Heimat bedeutet doch für jeden Menschen etwas anderes“, erklärt Marcel, Schüler der 9. Klasse, der das Motiv entdeckte. Eine Heimat könne man sich überall aufbauen, manchmal müsse man es sogar. Dann komme es auf die Kleinigkeiten an, die einem das Gefühl der Vertrautheit, ein Stück verlorene Heimat, wiedergeben könnten. Ihn habe die Beschäftigung mit dem Motiv sehr nachdenklich werden lassen.
Luca, Schüler der 10a, spielt bei seinen Fotosessions mit unterschiedlichen Blenden und Belichtungszeiten. Seine Fotos am Wesertower der Überseestadt überraschen durch fotografische Finesse: Wasser, das wie sich wie ein verschwommener Nebel um kontrastreiche, scharfkantige Gesteinsbrocken wälzt und ein unwirklich anmutendes Hafenambiente verzaubern beim Hinschauen. Sarah und Jana, 10. Klasse, fasziniert hingegen die Historik ihrer Heimat. Sie rücken in ihren Fotos das „alte“ Bremen, insbesondere das Schnoor-Viertel mit seinen geschichtsträchtigen Gebäuden „in den Fokus“. Es mache Spaß, Neues kennenzulernen, resümieren die Schülerinnen.
So treffen bei der Ausstellung viele Perspektiven aufeinander, zeigen eine Vielfalt an Eindrücken, die von den jungen „Aussteigern“ unterwegs gewonnen wurde. „Das ist doch das Interessante daran: Sich zu fragen, wo ist meine Selbstbegrenzung? Wo sage ich mir: „Da gehöre ich nicht hin! Hier habe ich nichts zu suchen!“, betont Künstlerin Beate Maria Wörz. Und diese Haltung dann zu hinterfragen. „Genau dieses Gedankenspiel ist wertvoll. Sich von der eigenen Einstellung zu lösen und neue Perspektiven für sich zu schaffen, die neue Möglichkeiten eröffnen“, ergänzt Pädagogin Andrea Kopp.
Ansprechpartner: Andrea Kopp, , Leitung Sek I, Privatschule Mentor / mobil: 0157 74880002