Feuerspuren 2009 – 8000 Menschen besuchten das Internationale Erzählfestival

 

Bei herrlichem Herbstwetter strömten Tausende schon ab 15.30 Uhr über die Lindenhofstraße in Gröpelingen.

Mit Geduld und bester Laune quetschten sich mitunter die Besucher in die unterschiedlichen Erzählorte: Kneipe, Moschee, Fahrschule, Bibliothek, Friseur, Waschsalon und mitten auf der Straße der kleine historische Borgward Bus, in dem kaum 10 Zuschauer und ein Künstler hineinpassten.
Wer wegen Überfüllung keinen Platz mehr abbekommen hatte, der wurde draußen auf der Straße mit einer kleinen Stehgreifgeschichte unterm Schirm beschenkt.

In den Erzählorten war die Stimmung großartig. Besonderen Beifall erhielten die jungen Akteure: Zwei Schulklassen der GS Halmerweg zeigten in der überfüllten Bibliothek Ausschnitte aus einer Theaterproduktion. Danach präsentierten Viertklässer der Fischerhuderstraße eine Performance, bei der das Publikum hochkonzentriert und sehr berührt war. Kultur Vor Ort hatte die freie Regisseurin Katrin Brettschneider für einen Workshop an der Schule gewinnen können. Mit Elan und großer Ersthaftigkeit entwickelten die Kinder ein beindruckendes Stück über Nachbarschaften in Gröpelingen.

Ebenfalls umjubelt der Auftritt von Jugendlichen der Gesamtschule West. Kultur Vor Ort hatte im Vorfeld die Berliner Slammeisterin Xóchil A. Schütz engagiert, die mit den Jugendlichen sehr persönliche und sehr beeindruckende Texte entwickelt hatte.

Beeindruckt waren auch die Gäste, die das Sprachencafé im Buchladen Käpt’n Book besuchten: Eine wunderbare Gelegenheit, sich mit den Sprachen der Migranten vertraut zu machen und einfach einmal ins Gespräch zu kommen.

In der immer überfüllten Jurte erzählte Ragnhild Morch Geschichten aus Norwegen und vor der Moschee stapelten sich die Schuhe von über 150 Besuchern, die Mehmet Dalcilics Nasreddin Hoca Geschichten hören wollten.

Auch an allen anderen Stationen drangvolle Enge und beste Laune. Ab und zu geriet eine Geschichte etwas kurz – manchmal der Aufregung geschuldet, denn die Feuerspuren erhalten ihren besonderen Reiz durch die Mischung von professionellen Erzählern mit ambitionierten Hobbyerzählern.

Auch auf der Straße faszinierten die Feuershows der Künstler, die jeweils ihre eigene Sprache entwickelten. Manche Shows mit beeindruckenden Feuerspektakeln und flammenden Garben, die in den dunklen Himmel geschickt wurden, andere Shows eher poetisch und zart mit wunderschönen Figuren und Feuerbildern vor der Kulisse Gröpelingens.

Wer im Trubel ganz genau hinsah entdeckte auch noch Street Art – kleine Objekte, kleine Kommentare zum öffentlichen Raum, die Kinder aus Gröpelinger Grundschulen und Kindergärten in einem Workshop im Atelierhaus Roter Hahn erarbeitet hatten.

Text: Kultur vor Ort

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