Brief an Koalition: Campus Ohlenhof weiter entwickeln!

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Der Entwurf des Koalitionsvertrages der neuen Bremer Landesregierung sieht vor, den weiteren Aufbau des Campus Ohlenhof zu stoppen und die Oberschule nicht zu bauen. Dies wäre eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen. Kultur Vor Ort, das Bürgerhaus Oslebshausen und Gröpelingen Marketing appellieren in einem offenen Brief an die Parteimitglieder von SPD und Bündnis 90/Die Grünen: Eine Vision für Gröpelingen: Eine lokale Bildungslandschaft für die Zukunft des Stadtteils. Der Campus Ohlenhof muss weiter entwickelt werden!
Es geht nicht nur um den Bau einer dringend benötigten neuen Schule, sondern um die Qualität der Bildung im Stadtteil.
Der Campus ist Teil einer langfristigen innovativen Strategie der Einrichtungen vor Ort, um Kindern und Jugendlichen bessere Bildungsabschlüsse zu ermöglichen, Übergänge in berufliche und universitäre Ausbildung zu verbessern und Bildungsbeteiligung der Erwachsenen zu erhöhen. Auf diese Weise werden die Kinder und Jugendlichen zukünftig den Stadtteil und die Stadt Bremen aktiv mitgestalten können, die Ökonomie vor Ort gestärkt und langfristig Exklusion und Armut bekämpft.
Wir – Gröpelinger Stadtteilein-richtungen, Schulen, Kitas und engagierte Persönlichkeiten – erleben Tag für Tag, was es für Kinder und Jugendliche heißt, in einem Stadtteil aufzuwachsen, der von Armut und sozialer Exklusion geprägt wird. Wir erleben, wie der eigentliche Reichtum dieses Stadtteils, – seine Internationalität, seine Fähigkeit, Menschen aus aller Welt zu integrieren, seine vielen Sprachen, seine Jugend – nicht zur Geltung kommen kann.
Die Akteure der Gröpelinger Bildungslandschaft unterstützt vom integrierten Stadtteilmanagement von Kultur Vor Ort und Gröpelingen Marketing suchen Tag für Tag Lösungen und Möglichkeiten, um unter extrem schwierigen Bedingungen Kindern und Jugendlichen gute Perspektiven in unserer Gesellschaft zu verschaffen. Wir alle arbeiten seit Jahren an der Verbesserung der Lebensbedingungen im Stadtteil – gerade in den vergangenen Jahren eng verzahnt mit den Ressorts Bildung, Bau, Soziales und Wirtschaft.

Wir haben eine konkrete Vision
► Wir haben die Vision eines ArrivalStadtteils, in dem Bildung und Kultur allen jungen Leuten, egal welcher Herkunft und welcher Sprache, die Türen öffnet, diese Gesellschaft mit zu gestalten und ihre Fähigkeiten einzubringen.
► Wir haben die Visionen eines Stadtteils, in dem die Kinder und Jugendlichen frühzeitig lernen, ihren eigenen Kräften zu vertrauen, damit sie später nicht auf „Transferleistungen“ hoffen müssen.
► Wir haben die Vision eines Stadtteils, der als vitale globale Gesellschaft in der Lage ist, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Innovation zu erzeugen.
► Wir haben die Vision eines Stadtteils, in dem Demokratie wieder erlebt wird als Möglichkeit der Auseinandersetzung, der Einmischung, der Debatte und nicht als Plattform für Sonntagsreden. Um dieser Vision nahe zu kommen, braucht es Investitionen in die Bildungslandschaft dieses Stadtteils als Schlüsselprojekt der Koalition in der kommenden Legislaturperiode.
Der Senat hat in den vergangenen Jahren viel in Gröpelingen investiert. Das erkennen wir an und begrüßen dieses besondere Engagement. Wir selbst haben enorme Anstrengungen unternommen, um Bildung und Kultur allen Kindern und Jugendlichen – unabhängig von sozialer Herkunft – zugänglicher zu machen.
Bausteine der lokalen Bildungslandschaft Gröpelingen sind beispielsweise
► das neue Quartiersbildungszentrum
Gröpelingen
► das Bündnis von kultureller Bildung und Kitas und Schulen in a_b_c_gröpelingen
► das 7 Punkte Papier für eine bessere Kita
► die strategische Verbindung mit sozialer Stadtentwicklung
► die Entwicklung des Campus Ohlenhof.

Die Campus Idee ist neu und innovativ – das braucht Gröpelingen
Im neuen Koalitionsvertrag ist nicht ersichtlich, wie der Senat die Bildungslandschaft Gröpelingen insgesamt fördern will. Innovative Ideen, Vorschläge, erarbeitete Modelle und Möglichkeiten gibt es genug. Unter dem Motto Gröpelingen bildet haben sich alle Bildungseinrichtungen versammelt, um Qualität zu verbessern und Wirkungen zu vertiefen.
Ein Baustein ist der Campus Ohlenhof. Hier gibt es aber eine klare Absage im Koalitionsvertrag: Die Oberschule Ohlenhof soll nicht gebaut werden. Diese Entscheidung wird nicht in der Öffentlichkeit diskutiert, sondern im Koalitionsvertrag fast beiläufig in einem Satz verkündet.
Die bisherigen Planungen haben einen einmaligen Prozess in Gang gesetzt. Seit mehr als 25 Jahren fordern Bildungswissenschaftler eine bessere Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe. In Gröpelingen wurde eine solcher schwierigen Prozess für einen ganzen Stadtteil in Gang gebracht, der bundesweit Aufmerksamkeit erzielt.
Unterstützt von den zuständigen Ressorts (Bildung, Jugend, Stadtentwicklung), dem Ortsamt, dem Sozialzentrum und dem Bundesprogramm „Lernen vor Ort“ arbeiteten die verschiedenen Stadtteileinrichtungen seit 2012 am Campus Ohlenhof – einem wegweisenden Modell für eine moderne Bildungslandschaft rund um Gurndschule Halmerweg und der neuen Oberschule.
Mehr als 120 Akteure trafen sich zum Auftaktworkshop. Eltern, Nachbarn, Lehrer, Schulaufsicht, Vertreter von Ortsamt, Sozialzentrum und Beiräten, Mitarbeiter des Jugendfreizeitheims, benachbarte Sport- und Kleingartenvereine, Beschäftigungsträger und Stadtteileinrichtungen. Sie alle legten Vorbehalte und Skepsis ab und schufen eine neue Qualität der Zusammenarbeit für einen neuen Typus von Schule.
Trotz schwieriger Ausgangsbedingungen haben sich alle auf den Weg gemacht und den Planungsprozess aktiv und innovativ begleitet. Ein wertvoller demokratischer Prozess, der alle Unterstützung der beteiligten Ressorts benötigt, um eine erstklassige Schule hervorzubringen. Im Integrierten Entwicklungskonzept (IEK) und im Projektorientierten Handlungsprogramm (POP) wird dieser Prozess als Leitprojekt herausgehoben.
Deshalb geht es beim Campus Ohlenhof nicht nur um einen Schulneubau, der aus Kapazitätsgründen notwendig ist.
Es geht vielmehr um eine bessere, ganzheitliche Bildung im Zusammenspiel aller Kitas, Schulen und Stadtteileinrichtungen. Wir wollen, dass Kinder und Jugendliche sich in Gröpelingen so bilden können, dass sie selbstbewußte und selbstständige Menschen werden. Dazu braucht es
► Veränderungsprozesse in der Zusammenarbeit aller Akteure,
► Arbeit an der Qualität von Kita, Schule, Jugendfreizeitheimen, Bürgerhäusern, Stadtteileinrichtungen
► und eine Qualifizierung quer durch die Institutionen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die speziellen Aufgaben in diesem Stadtteil.
Seit vielen Jahren arbeiten wir in Gröpelingen an solchen integrierten Ansätzen. Ausserhalb Bremens werden wir dafür hochgelobt. Fast monatlich führen wir Delegationen von Stadtplanern oder Bildungsforschern oder Kommunalvertretern durch den Stadtteil. Seit fast 4 Jahren läuft mit hoher Energie der komplizierte Prozess zum Aufbau des Campus Ohlenhof.
Weitreichende Folgen für die Glaubwürdigkeit des Senats
Nun soll dieser Prozess abgebrochen werden und die Schule nicht gebaut werden. Die Folgen sind verheerend:
► In einem Stadtteil mit extrem niedriger Wahlbeteiligung wird das Vertrauen in demokratische Prozesse weiter zerstört.
► Angesichts steigender Schülerzahlen wird die Chance vertan, eine Schule mit einem neuen innovativen Konzept aufzubauen, das die bestehenden Oberschulen des Stadtteils ergänzt.
► Das Engagement der Stadtteilakteure, eine lokale Bildungslandschaft aufzubauen, wird nachhaltig konterkariert.
► Die Chance, modellhaft Jugendhilfe/ Jugendfreizeitheime und Schulen besser zu verzahnen, wird vergeben.
► Zu befürchten ist, dass die benötigten Kapazitäten an der GSW und der Neuen Oberschule aufgebaut werden und damit die exzellenten Konzepte dieser beiden Schulen konterkariert werden.
► Wenn das der Fall ist, wird ebenfalls die geplante Oberstufe an der NOG definitiv nicht realisiert.
► Die dringend benötigte Sporthalle wird nicht realisiert.
Eine Blamage für Bremen. Eine Ohrfeige für den Beirat. Eine Absage an das Engagement von Eltern, Lehrern, Nachbarn, Mitarbeitern in Stadtteileinrichtungen.
Können Sie das uns und dem Stadtteil erklären? Können Sie eine solche Entscheidung mittragen?
Welche Vision haben Sie für Gröpelingen?

Vorstand und Geschäftsführungen von Kultur Vor Ort e.V., Gröpelingen Marketing e.V., Bürgerhaus Oslebshausen e.V.

Hier kann man den Brief downloaden: Campus_Ohlenhof_weiterentwickeln.

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